Donnerstag, 26. September 2013

Wie ein Tropfen im Fluss

Auftauchen und verschwinden sind zwei Seiten derselben Medaille. Vieles einstmals Wichtige verlieren wir aus unterschiedlichen Gründen aus den Augen. An seine Stelle tritt oft etwas, von dessen Existenz wir bis dahin nichts ahnten. Vom Alten bleiben Abdrücke, die ich Lebensbeulen nenne - meistens jedenfalls - manchmal aber auch weniger - eine Erinnerung vielleicht nur. Um die Hinterlassenschaften herum taucht ab und an auf einen Schlag Neues auf, ist plötzlich da und füllt leer gewordene Räume.

Sonntag, 15. September 2013

German Angst

Gestern Abend stand ich mit einem Guiness in der Hand im Pub an der Ecke. Lautstark feuerte man die Rugbynationalmannschaft an. Diese zog wieder mal in einen Krieg. Diesmal ging es gegen Südafrika. Gänsehautstimmung! Der Sport und die Mannschaft der »All-Blacks« sind nationales Kulturgut, Droge und Scheidungsgrund und die unangefochtenen Helden eines jeden Kiwi.

Das Spiel begann wie immer mit einem Stück Maorikult. Dabei stampfen die Riesen einen Furcht einflößenden Tanz in den Stadionrasen und brüllen den Text des »Haka« genannten Spektakels ins Stadionrund. Der Gesang erzählt von Leben und Tod und dem großen haarigen Mann, der die Sonne besiegt und vor Kampfeskraft, Mut und Zuversicht nur so strotzt. Ich staunte, dass die armen Südafrikaner nicht schon angesichts dieses Gebrülls und der unzweideutigen Gebärden Reisaus nahmen.

Dienstag, 3. September 2013

Es ist nicht der Ort

Juli 76 - ich sitze als 12-Jähriger im vollen Nachzug Richtung Ostsee - allein. Die Reise startete gegen 9 am Abend und nun bummeln wir gelassen der Küste entgegen. Ringsum krähen Kinder. Muttis verteilten mitgebrachtes Essen auf geschirrtuchbedecken Fensterbrettern und Väter lassen Schnapsflaschen kreisen. Der ausgelassenen Stimmung merkt man an, dass die meisten sich auf dem Weg in den Urlaub befinden.

Weil ich an den DDR-Meisterschaften im Volleyball teilnahm, fuhren meine Eltern vor ein paar Tagen schon mal voraus in ihren, respektive unseren Jahresurlaub. Haarklein hatten wir die Einzelheiten meiner Nachreise zigmal geplant. Immer wieder fragte meine Mutter ‚Du hast doch keine Angst, oder?'