Freitag, 18. Oktober 2013

Der letzte Film

“Wenn er morgen sterben sollte, so haben seine Augen viel mehr gesehen als die Augen der Allermeisten.”

Diesen Satz schrieb der Schriftsteller Paulo Coelho. Er hat insgesamt über 135 Millionen Bücher verkauft und den Alchemisten, aus dem das Zitat stammt, allein mehr als 30 Millionen mal. Trotzdem hielt ich noch keines seiner Werke in den Händen - bis vorige Woche. Irgendwie verspürte ich keinen Appetit auf Romane, die von Literaten verrissen, von Lesern jedoch wie blöd gekauft werden.

Mir schien er eine Art Rosamunde Pilcher des portugiesischen Sprachraums. Weil unter seinem Namen aber so wunderbare Dinge auf Facebook veröffentlicht werden, besorgte ich mir das Buch, welches von einem Schäfer erzählt, der aus Spanien nach Afrika zieht … und verkonsumierte es nahezu am Stück. Ich fand leicht verdauliche Koste in leicht philosophischem Gewand. So muss man erzählen um 135 Millionen Exemplare unters Volk zu bringen, dachte ich zuerst. Was aber nach ein paar Tagen bleibt, sind Aussagen wie die obige und die Überzeugung, das Coelho genau das wollte: Sätze schmieden, die haften bleiben. Bei mir hat er es geschafft.

Heute fiel mir dazu ein, dass ganz am Ende tatsächlich nichts bleibt, außer … ja, außer Erinnerungen. Im Augenblick des Todes sollen die an uns vorbei ziehen - sagt man. Meine letzte Show wird sich sehen lassen können. Ich will glücklich schmunzeln wenn dieser Film läuft, bis zum Abspann. Also sammle ich weiter, Momente die das Zeug zu Erinnerungen haben. Gestern Abend kam eine Neue hinzu. Eine abartig laute Party in einem abartig vollen Pub im abartigen Partyalter von 50 Jahren. Ein abartig guter Neuzugang in der Momentesammlung.

Danke fürs Zuhören
Jürgen