Sonntag, 6. April 2014

Das Ritual

Nach einigen Jahren Pause tue ich wieder mal etwas, das schwierig und gleichzeitig schön ist. Fasten gehört zu den Dingen, von denen wir die wohltuende Wirkung und den positiven Effekt kennen, oder zumindest darüber wissen, uns aber trotzdem schwer tun, den Regeln zu folgen. So ähnlich wie Joggen, in die Natur gehen, Bücher lesen oder kalt duschen. Wahrscheinlich, weil es Einschnitte mit sich bringt, in den Ablauf des Alltags und uns die Wonne eines leckeren Essens vermissen lässt und das sattmatte Glück eines gefüllten Bauches. Man muss dazu nämlich raus aus der Komfortzone und das ist nicht einfach.

Unser auf diese regelmäßigen Bonbons geeichtes Belohnungssystem kommt außer Tritt. Frühmorgens ein Kräutertee mit etwas Honig und ein Schnapsglas Sanddornsaft, mittags ein Glas Bio-Gemüsesaft und abends eine kräftige Gemüsesuppe, aus der sämtliche festen Bestandteile herausgefischt wurden, das ist alles. Dazu gibt es jede Menge Tee und Wasser. Und das Ganze für sieben Tage zuzüglich je zweier Entlastungs- und Aufbautage mit stark reduzierter Kalorienzufuhr. Wie klingt das?

Wer an der Stelle denkt, unmöglich, das könnte ich niemals, dem sei verraten, dass immerhin rund 10 Prozent der Deutschen sich diesem Ritual unterwerfen. Seinen Wert kennen jene, die sich der Herausforderung bereits gestellt und sie erfolgreich hinter sich gebracht haben. Es ist schwierig und interessant zugleich, wie sich während dieser Zeit Nahrung in jeglicher Form in die Gedanken schleicht und oft zum Aufgeben drängt. Ein starker Wille und das Wissen um die angenehme Wirkung danach sind wertvolle Helfer auf dem Weg.

Unser wunderbarer Trott aus Frühstücksleckerli, Mittagsbelohnung und Abendschlemmerei ist tatsächlich verlockend und es wäre leicht, jetzt hinunterzugehen und eine Pizza zu holen. Die Wahrheit ist jedoch, man verliert dabei, und zwar den Marathon hinaus aus der Behaglichkeit. Man bricht ihn ab. Einmal ist mir das passiert, beim berühmt berüchtigten Rennsteiglauf. Nach knapp 40 Kilometern war‘s vorbei, kein Schritt mehr möglich. So was tut weh und man vergisst es nie. Das nächste Mal lief ich durch und schwebte beinahe vor Glück, als ich das Ziel erreichte. Fasten ist so ähnlich.

Ich freue mich auf die sieben Tage, auf die Entbehrung genauso wie auf das Glücksgefühl. Ich freue mich, weil ich weiß, wie ich mich beim Zieleinlauf fühlen werde. Großartig nämlich. Der Unterschied zwischen Marathon und Fasten ist klein. Zu beidem muss man sich überwinden. Das Gute ist, jeder kann es. Es kostet nichts und du brauchst nur anzufangen. Und dann durchzuhalten. Kein großes Ding, trotzdem schwierig. Aber was ist schon leicht im Leben?

Für Interessierte ist hier mein Fastenplan. Er ist erprobt und funktioniert.

1. Tag - Entlastungstag
Früh: 2 Knäckebrote mit Marmelade, ein Apfel, Tee
Mittag: gedünsteter Fisch mit Salat, Saftschorle
Abend: Möhrensalat mit Rosinen, 1 Knäckebrot mit Quark, Tee

2. Tag - Entlastungstag
Früh: Obstsalat mit Joghurt und Nüssen, Tee
Mittag: Gemüsesuppe, Saftschorle
Abend: Tomatensalat, 1 Knäckebrot mit Avocado, Tee

3. - 8. Tag - Fastentage
Früh: Tee mit einem TL Honig, 5cl Sanddornsaft
Mittag: 150ml Gemüsesaft
Abend: 250ml Gemüsebrühe mit frischen Kräutern, Tee

9. Tag - Fastenbrechen
Früh: Tee mit einem TL Honig
Mittag: ein Apfel, Tee
Abend: eine rohe Möhre mit Kräuterquarkdip, Saftschorle

10. Tag - Aufbautag
Früh: 2 eingeweichte Trockenaprikosen, Tee
Mittag: kleiner Blattsalat mit Olivenöl, Saftschorle
Abend: 100g gebratener Tofu mit gedünstetem Gemüse, Tee

11.Tag - Aufbautag
Früh: 1 Knäckebrot mit Erdnussbutter und Banane, Tee
Mittag: Spaghetti al Pomodoro, Saftschorle
Abend: 150g Hähnchenfilet mit gedünstetem Fenchel, Wasser

Zusätzlich trinkt man ungesüßten Tee und Wasser so viel man möchte. Es ist wichtig, größere Mengen Flüssigkeit zu sich zu nehmen. Am ersten, zweiten, vierten und sechsten Fastentag wird der Darm gereinigt. Das geht einfach mit Glaubersalz oder einem handelsüblichen Klistier.

Man kann problemlos seinem gewohnten Tagesablauf nachgehen. Gut ist es allerdings, wenn man den Start auf einen Donnerstag oder Freitag legt. Dann fällt der erste futterlose Tag auf ein Wochenende. Es ist nämlich schon etwas ungewohnt, sich ohne Kaubewegung zurechtzufinden. Ein Spaziergang und Bewegung an frischer Luft, helfen durchzuhalten. Nach Feierabend soviel wie möglich Ruhe und eine Wärmflasche auf den Bauch hilft, den angenehmen Effekt zu verstärken.

Viel Spaß beim »nachfasten«
Jürgen

Abschließend noch eine kleine organisatorische Sache. Ich baue gerade eine automatische Mailingliste auf um mir die aufwändige manuelle Veröffentlichung jedes einzelnen Blogs zu ersparen. Daher würde ich mich freuen, wenn du dich hier einträgst. Ich bedanke mich dafür mit einem kleinen "Extra".

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