Samstag, 31. Januar 2015

Die Weisheit des Drachen

Ich schaue aufs leise rauschende Meer. Der feine Sand unter mir trägt noch die Wärme der untergegangenen Sonne. Unzählige Sterne funkeln. Über der schwarzen Linie, die das schimmernde Wasser vom Nachthimmel trennt, erscheint ein heller Punkt. Still blicke ich auf das größer werdende Licht und erwarte einen Meteoriten, der das Leben auf unserem Planeten auslöscht. Manchmal glaube ich, es wäre Zeit für einen Neubeginn.

So vergehen einige Minuten, bis ich erkenne, dass das was da leuchtend auf mich zu kommt, ein Drache ist. Das Traumwesen fliegt mit langen Schwüngen dicht über dem Wasser auf mich zu. Es ist von anmutiger Schönheit. Als ich die Augen schließen muss, weil sein Schein mich blendet, vernehme ich ein freundliches „Guten Abend Mensch“. Ich spüre unendliche Güte in seiner Stimme. Sofort weiß ich, er ist gekommen, um zu helfen. „Wo immer du herkommst, du wunderbares Wesen, bleib bei uns und bring uns die Liebe zurück. Wir haben sie verloren, weil die Gier sie vertrieb. Auch bei unseren Göttern finden wir sie nicht mehr. Zu oft haben wir sie missbrauchten. Dabei sehnen wir uns so sehr nach ihrer Wärme.“ 


Als ich wieder aufblicke, sitzt der Drache neben mir. Gemeinsam schauen wir aufs Meer. Nach elf Augenblicken beginnt er zu sprechen. „Ihr könnt die Welt durchstreifen, um die Liebe zu suchen, könnt ferne Planeten erkunden und die Sterne. Nur finden werdet ihr sie nicht - dort nicht. Die Liebe ist ganz nah.“ „Bitte hilf mir, wenn du weißt wo. Ich werde die Nachricht überall verkünden“ flehe ich. „Öffnet eure Herzen und vertraut einander. Dann fasst euch bei den Händen und sie wird zu euch kommen.“ Der Drache lächelt mich freundlich an, erhebt sich und mit kräftigem Flügelschlag schwingt er sich in die Lüfte. „Ihr findet sie bei euch“ ruft er mir noch zu.  „Sie ist in uns“ denke ich noch eine Weile. Dann wachte ich auf.