Samstag, 18. April 2015

Pizza di Roma

„Ein Leben ohne Pizza ist möglich, aber sinnlos.“ Dieser Spruch steht neben der Tür einer Pizzeria in Trastevere, Roms volkstümlichstem Viertel. Die Touristendichte an diesem Ort ist nicht so hoch wie auf der Piazza Navonna, an den Spanischen Treppen oder am Trevi Brunnen. Dafür findet man die, die mit der Ewigen Stadt eine Liebesbeziehung eingegangen sind, Einheimische wie Ausländer. Genau darum zieht es mich hier her. Außer ein wenig Italienisch braucht es nicht viel, um in Kontakt zu kommen.

„Forno a legna“ zum Beispiel heißt „Holzofen“ und ist normalerweise eine Art Pizzagütesiegel. Das diese Pizzeria es trägt, kann man schon von der Straße aus, an dem munteren Feuerchen im Ofen erkennen. Davor steht ein breiter Tresen mit polierter Granitplatte. Dort kneten die Pizzaioli den Teig. Der Rest des Raumes wird von drei kleinen Tischen eingenommen. Am einzigen Freien nehmen Gabriela und ich Platz und bestellen den Vino de la Casa und Wasser. Dazu reicht man uns einen Zettel mit dem heutigen Angebot. Die Liste wird angeführt von der Margherita, dem Klassiker schlechthin. Die üblichen Verdächtigen folgen. Am Ende stehen aber einige Kreationen, von denen ich noch nie gehört habe. 

Die Bestellung ist aufwändig und vor allem wortreich. Gabriela spricht fließend Italienisch und lässt sich auf eine Diskussion mit dem Chefpizzaiolo ein. Er erklärt lang und breit die Eigenheiten und Vorzüge seiner verschiedenen Schöpfungen. In der Weltgeschichte wurden mit weitaus weniger Worten schon Kriege vom Zaun gebrochen. Irgendwann ist aber alles besprochen und wir entscheiden uns für die „Pere e Gorgonzola“, und dafür, sie zu teilen. Es soll unbedingt noch Platz für andere Köstlichkeiten bleiben, die uns auf unserem Weg durch das Viertel begegnen werden.

Im Glas ein leckeres Weinchen schauen wir den beiden Jungs hinterm Tresen zu. Pizza backen ist ihr Job, natürlich. Und das tun sie nach meinem Urteil auch perfekt. Mehr aber noch unterhalten sie die Gäste und wohl auch sich selbst aufs Köstlichste. Ihre Scherze bekomme ich nicht alle mit, jedoch ist bereits das Lachen ansteckend. Und die Faxen, welche sie mit dem Teig und den unterschiedlichsten Belägen treiben, sind zirkusreif. Jede Ladung umfasst 10 Pizzen, die nach weniger als fünf Minuten mit einem langen Schieber im Ofen platziert werden. Die Schlange der Take-away Kunden reist nicht ab, daher müssen sie sich sputen. 

Bei der dritten Ofenfüllung ist unsere Bestellung dabei. Ich hatte keine Ahnung, wie schnell man Birnen schneiden und auf dem Pizzateig verteilen kann. Zwei drei Mal wirbelte das Messer sogar durch die Luft und schwupp, sind die 10 Teigfladen im Ofen. Gespannt warteten wir auf das Ergebnis. Wenige Minuten später fliegt eine bereits geschnittene, sehr dünne, wunderbar duftende „Pere e Gorgonzola“ auf unser Tischchen. Genau betrachtet besteht das, in was wir da beißen, aus nicht mehr als Hefeteig, Mozzarella, Birne und Gorgonzolakäse. Aber das Geschmackserlebnis, welches diese Kombination auslöst, ist ... wow! Mit großen Augen schauen wir uns ob dieses kleinen Wunders an.

Etwas später erscheint eine zierliche Dame mit der Rechnung. Sie trägt Lederhosen und hat einen schwarz gefärbten Igelschnitt. Für die servierten Köstlichkeiten verlangt sie 18 Euro. Ihre himmelblau lackierten Nägel greifen meine 20 Euro Note. „Gracie.“ „Gracie a lei“ und weg ist sie. Was für eine verrückte Stadt. Pizza, Wein, Artistenpizzabäckerclowns und eine Lesbe an der Kasse ... Geil! Und wieder ... die „kleinen“ Dinge ...

Danke fürs Lesen.
Jürgen

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