Samstag, 8. Februar 2014

Reisegedanken 3 - Die Spionin, das Auge des Tages und Kant

Seit zehn Tagen bin ich in Asien. Zuerst Malaysia und nun auf der Insel Java. Ich wohne in einem Homestay, in dem man mit einer einheimischen Familie lebt. Das ist nicht nur die preiswerteste Art, sondern für mich die reizvollste. Man bekommt zum Beispiel mit, dass das Leben hier bereits fünf Uhr morgens beginnt. Die Menschen nutzen die relative Kühle, um den Tag später etwas langsamer angehen zu können. Am Abend ist dann auch eher Ruhe.


Gestern hatte ich eine Minilektion in Indonesisch und die war, trotzdem nur Nebenprodukt eines tollen Sightseeing-Tages, höchst interessant. Die Sprache der Einheimischen ist simpel. Als Deutscher hat man mit der Aussprache kein Problem. Die kolonialen Einflüsse der Holländer spürt man eben sogar noch in diesen Bereich. Santi, die mir diese Einführung gab, ist Indonesierin und die Freundin meines Freundes Hartmut, den ich hier traf.

Ein Wort, das vielen bestimmt schon einmal unterkam, kaum aber jemand dem Indonesischen zuordnen würde, ist Matahari. Manch einem dürfte es als Künstlername einer Tänzerin und angeblichen deutschen Spionin des Ersten Weltkriegs bekannt sein. 1917 in Frankreich verlor Mata Hari durch den Henker von Paris deswegen ihr Leben. Greta Garbo und einige andere Filmschönheiten brillierten später in der mehrfach verfilmten Geschichte. Als Substantiv bedeutet der Begriff »Sonne«. Mata allein steht aber für Auge und Hari für Tag. Die Sonne ist also das »Auge des Tages« - eine wundervolle Analogie.

Ein anderes Wort ist Matahati. Es beinhaltet wieder Auge - Mata und Herz - Hati. Zusammengenommen meint es »Seele«. Für Indonesier ist sie das Auge des Herzens - ebenso ein schönes Bild. Es geht aber auch weniger pathetisch. Laba zum Beispiel ist der Profit und die Verdoppelung zu Laba-Laba bedeutet übersetzt Spinne. Kommen da Assoziationen? Es ist großartig, Neues zu lernen. Insbesondere Sprachen haben es in sich. Nicht nur ermöglichen sie es mit Einheimischen zu kommunizieren, sondern man lernt auf diese Weise oft etwas über deren Weltsicht. Wie schon Immanuel Kant sagte:

Das Reisen bildet sehr;
es entwöhnt von allen Vorurteilen des Volkes,
des Glaubens, der Familie, der Erziehung.
Es gibt den humanen duldsamen Sinn, den allgemeinen Charakter.
Wer dagegen nichts sah, was ihn in der Sphäre,
worin er lebt, umgibt, hält leicht alles für notwendig
und einzig in der Welt, weil es in seiner Heimat dafür gilt.

Danke fürs Zuhören
Euer Jürgen